Am schwäbischen Amazonas

© Beate Wand
Durch eines der größten Auwaldgebiete Deutschlands schlängelt sich ein neuer Ganzjahres-Weitwanderweg. Qualitätsbesiegelt und ohne nennenswerte Steigungen bereitet er auf knapp 60 Kilometern durch Bayerisch-Schwaben jedem Fitnesslevel Freude. Besonders im Herbst, wenn die Donau dampft.
Text: Beate Wand
214 Stufen schrauben sich empor. Vom dicken Gemäuer strahlt Kälte ab. Mal rechts, mal links touchieren die nackten Arme beim Aufstieg den Stein. Die Augen blinzeln, als sich die schwere Holztür zur Galerie um den Schimmelturm öffnet. Der freundliche Slow-Food-Gastwirt vom Hotel Drei Mohren leiht den Schlüssel für den einstigen Wachposten aus. Gegen ein paar Höhenmeter gibt es – sobald sich die Augen wieder an die Helligkeit des strahlenden Herbsttages gewöhnt haben – herrlichsten Rundumblick aus der Vogelperspektive: Im Rücken wellt sich die niederlegende Schwäbische Alb. Vorn begrenzt das Hügelland des Holzwinkels eine breite, einst sehr sumpfige Rinne – geformt vom Schmelzwasser der vorletzten Eiszeit und nun durchströmt von der Donau. Ein bunt gefärbtes Wipfelmeer begleitet sie, hinter den verschachtelten roten Dächern von Lauingen ergießt es sich. Auwald, der seit vergangenem Herbst einen neuen Weitwanderweg beschirmt. Das Besondere: Obwohl er flach verläuft und damit für jeden gut zu schaffen ist, verspricht er als zertifizierter Premiumweg durchgängig höchstes Wandervergnügen. Abwechslungsreich, unverlaufbar markiert und fernab vom Verkehrslärm verbindet der DonAUwald-Wanderweg auf knapp 60 Kilometern Günzburg mit Schwenningen.
Zwischen den Zuflüssen von Iller und Lech stößt Europas zweitlängster Strom auf eiszeitlich abgelagerte Schotter und Kiese. In diesem flachen Gelände Bayerisch Schwabens bekam er auf seiner Reise vom Schwarzwald ans Schwarze Meer erstmals genug Platz, weiter auszuschweifen. Dabei überflutete er sein Umland, nährte den Boden mit Schwebstoffen, so dass stattlicher Auwald darauf wuchs: Eichen, Schwarzerlen, Eschen. Sie vertragen nasse Füße, allerdings nicht so oft wie die biegsamen Weiden und Pappeln, die sogar ganze Äste ins strömende Wasser halten. Solche etwas weiter von der Flussmitte entfernten Auwälder mit Bäumen aus hartem Holz kommen nur in größeren Flusstälern vor. Besser gesagt: kamen. In Deutschland fällte man fleißig, um dort Vieh zu weiden, später wichen Hartholzauwälder der Bebauung. Weniger als ein Prozent des ursprünglichen Bestands blieb übrig. So ist es eine echte Rarität, wie in Bayerisch Schwaben zusammenhängende Wälder die Donau noch über eine lange Strecke säumen. In fünf bequemen oder drei sportlicheren Etappen durchstreifen Wanderer diese besondere Kulisse auf dem DonAUwald-Wanderweg. Versinken ab und an mal schmatzend im Schlamm, klappern über Holzstege, federn auf weichem Grund. Wasser ist dabei allgegenwärtig, taucht in den verschiedensten Spielarten auf: als breite, gerade Donau, Stausee, Altarm, Tümpel, Fischteich, Quellrinnsal und Graben.
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