Hunsrück: Wanderer an den Pranger auf dem Herrsteiner Mittelalterpfad

An der Deutschen Edelsteinstraße im Hunsrück funkelt ein hoch­karätiger Wanderweg: der Mittelalterpfad. Perfekt für die ­dunkle Jahreszeit, wartet er mit Gruseligem auf und windet sich vom ­historischen Herrstein aus an ­Pranger und Galgenplätzen vorbei durch abgeschiedene Wiesen, Felder und Wäldchen des Hunsrücks.

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Immer wieder wechseln auf dem Weg weite Blicke übers freie Feld (rechts) mit überkronten Waldabschnitten. © Beate Wand

Text: Beate Wand

Jemand schließt den Mechanismus in meinem Nacken. Dann umschließen zwei Eisenbögen den Hals. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Kalt und schwer ruht die mittel­alterliche Fessel auf der Haut. Meine ­Bewegungsfreiheit beläuft sich nur noch auf fünf Kettenglieder. Sie verbinden das Halseisen mit einem in den Boden eingelassenen Holzpfahl – dem Pranger von Herrstein. Diese entlegene Ortsgemeinde im Hunsrück, etwa zehn Kilometer nördlich von Idar-Oberstein, hielt als Amtssitz der Grafschaft Sponheim bis 1792 sogar Stadtrechte. Eiserne Handschellen fesseln auch meine Hände. So ähnlich muss sich Schinderhannes gefühlt haben. Der Räuber soll in dem nach ihm benannten Turm nahe des Prangers am 10. Juli 1798 für eine Nacht eingekerkert gewesen sein. Meinen Aktionsradius schränken die ­Eisen zum Glück nur kurz ein. Nach dem Startfoto ruft die Freiheit wieder. Auf den Mittelalterpfad. Er beginnt unten an der Hauptstraße und macht seinem Namen schon auf den ersten Metern alle Ehre. Durch die Gassen des historischen ­Ortskerns schraubt er sich zur Keimzelle Herrsteins hinauf.

Mauern einreißen

Auf dem Felsvorsprung über den Schieferdächern thronte einst eine Burg. Graf Heinrich von Sponheim soll sie Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut haben, um seine Besitztümer zu schützen. Eine ­Burgmauer mit vier Ecktürmen sicherte die eins­tigen Gebäude der Feste. An zwei der Türme schloss sich die Stadtmauer an, die den „Hersteyn Dal“ genannten Ort zu Füßen der Burg umschloss. Heute stehen oben nur noch der Stumpf des einstigen Burgfrieds, die an die ehemalige Burg­kapelle angebaute Schlosskirche und ein renovierter Wehrgang. Aus Angst vor französischen Truppen schleiften die Herrsteiner 1674 freiwillig die mächtigen Befestigungsanlagen: Sie rissen Bergfried, Wehrtürme und Stadtmauer nieder. Erfolgreich: Marschall Turenne verschonte das Städtchen. Die Häuser blieben unversehrt. Die heutigen Herrsteiner können einen ­ursprünglichen, von der EU als „vorbildlich restauriert“ gelobten Ortskern sowie das einzige mittelalterliche Stadttor der Nahe-Hunsrück-Region vorweisen.

Den kompletten Text inklusive aller Fotos, der Tourenbeschreibung sowie der Tourenkarte zum sammeln und nachwandern erhalten Sie in Heft 1/2014 von wanderlust.

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Dieser Artikel ist aus der Ausgabe: wanderlust Nr. 01 / 2013

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