Schwarzwald: Schnapsideen im Renchtal

© Beate Wand
Peterstaler Schwarzwaldsteig und Griesbacher Wiesensteig: Wie ein Geschwisterpaar entführen die beiden hochkarätigen Premiumwege in die facettenreiche Natur des Oberen Renchtals. Dank der Schnapsideen des dortigen Tourismuschefs können sich Wanderer den Schwarzwald unterwegs auf der Zunge zergehen lassen.
Text & Fotos: Beate Wand
Puh, jetzt erst mal tief Luft holen. Ganz schön steil! Ob einem der schneidige Anstieg oder der turbulente Blick das Bästenbachtal hinunter mehr den Atem raubt, ist schwer zu sagen. Die Augen saugen sich ständig an den Kirschblüten fest, die überall um die Wette strahlen. Wie ein Schneeschleier untermalen sie die Aussicht, über dem frühlingssatten Grün tieferliegender Wiesen schweben sie wie puffige Wölkchen. Wahnsinn! Monika Noll schnuppert an einer – „hmmm“. Ein breites Grinsen huscht über ihr Gesicht.
Die Bad Peterstalerin kennt den Schwarzwaldsteig wie ihre Westentasche, schließlich pflegt ihr Mann an den Hängen des Wendelinsbergs auch Obstbäume – direkt am Weg. An einem Stamm dort verrät das Schild „’s Monika-Bernhard-Plätzle“ ihr Lieblingsfleckchen, doch auch den Blick vom Rastplatz aus Naturfels im Bästenbachtal mag sie sehr. Dahinter wechselt der Schwarzwaldsteig von offener Blümchenwiese in dunklen Wald voller handgesägter Waldgeister.
Ein typischer Kontrast im Tal der oberen Rench, die vom Hauptkamm des Mittleren Schwarzwalds durch die von Obst und Wein geprägte Ortenau dem Rhein zugluckst. Auf den steilen Buntsandsteinhängen rechts und links ihres Oberlaufs verzahnen sich bunte, quirlige Obstwiesen mit herbem Nadelwald.
Peterstal brennt für Wanderer
Den Kirschblütentraum auf dem Schwarzwaldsteig verdanken die Wanderer dem „Schnapsbischof“ von Straßburg, Kardinal Armand Gaston de Rohan. Er spornte die Bevölkerung an, Kirschen zu pflanzen: Um mehr Steuern zu kassieren, erlaubte er 1726 allen Einwohnern und bäuerlichen Untertanen des Amts Oberkirch, zu brennen. Wird kontinuierlich destilliert, vererbt sich das Brennrecht. Bis heute. So wimmelt es entlang der Rench von Hausbrennereien wie nirgends sonst in Deutschland. Essenz für die von Schwarzwälder Kirschwasser beseelten Schwarzwälder Kirschtorten: Gebirgskirschen entwickeln intensiveren Geschmack als die schneller wachsenden Sorten in der Ebene. Auch Monikas Mann Bernhard besitzt sie, die Lizenz zum Brennen. Er pflückt quasi das Bouquet vom Baum, indem er maischt, vergärt und destilliert. Kostproben heimischer Edelbrände schlummern in drei Schnapsbrunnen am Wegesrand. Sie spülen Wanderern die Aromen des Schwarzwaldsteigs von der Nase über den Gaumen die Kehle hinunter. Am Holderstanzenhof hinter dem Waldstück warten schon die nächsten.
Unterhalb des Holderskopfs schmiegt sich das typische Schwarzwälder Bauernhaus in den Talschluss des Bästenbachtals: Unten Ställe für Kühe und Zwergziegen, darüber Wohnräume, ganz oben der Heustock. Durch die Lage am Hang kann der Trecker an alle Etagen heranfahren. Gegenüber strömt der Duft von frischgebackenem Brot aus einem alten Holzofen. Die tier- und kinderliebe Hausseele Margit Kimmig reanimierte ihn mit einem Rezept der Schwiegermutter. Nun backt sie etwa alle zwei Wochen für ihre Gäste und die Leute aus Bad Peterstal. Auch ihr Ziegenfrischkäse ist berühmt. Und dem Holzfässchen draußen beim Schnapsbrunnen entzapft ein Wanderer im rotkarierten Hemd ein Schlückchen hausgemachten Apfelmosts – Monika Noll soll ihn mal probieren.
Den kompletten Text inklusive aller Fotos, der Tourenbeschreibung sowie der Tourenkarte zum sammeln und nachwandern erhalten Sie in Heft 2/2015 von wanderlust.

© Beate Wand