Südschwarzwald: Sommerfrische zwischen Feldberg und Belchen
Die Wiese, ein malerischer Nebenfluss des Rheins im Südschwarzwald, ist der mitreißende Auftakt für den Wasserfallsteig, der mit Fahler und Todtnauer Wasserfall zwei spritzige Naturspektakel bietet. Wo das Wasser weiter entfernt gurgelt, hält das Tal der Wiese Wanderer ordentlich auf Trab.

© Beate Wand
Text & Fotos: Beate Wand
Kaum zu glauben: Was noch ein paar hundert Meter weiter oben als unscheinbares Bächlein aus einer gefassten Quelle rann, gurgelt und plätschert, sprudelt und tobt nun entschlossen über Steine und Felsblöcke talwärts: die Wiese. Eine Luft, so rein und glasklar, umhüllt den lärmenden Flusslauf und den Wanderweg, der um sie herumtänzelt. Mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Immer wieder eröffnen kleine Brücken die Perspektive von oben auf den Rauschebach. Mal zwängt er sich zwischen Felswänden hindurch, mal schäumt er Steintreppen hinab. Immer wieder bündelt er sein Wasser zu Katarakten, die in kleine Strudelbecken, sogenannte Gumpen, hinabdonnern. Ohne Unterlass. Welch eine Energie! Sie überträgt sich auf den Menschen. Der Lärm, das kraftvolle Rauschen, diese Luft – all das reißt mit, wirkt geradezu meditativ, spült die Ohren durch, scheint den Geist zu reinigen. Wow, welch ein Auftakt!
Einfach berauschend
Der vom Deutschen Wanderinstitut zertifizierte Premiumweg Wasserfallsteig beginnt mit dem Lauf der Wiese am Feldbergpass und begleitet sie – mehr oder weniger eng – bis zur Wolfsschlucht in Todtnau. Während der Schwarzwälder Genießerpfad bei Todtnau nach Norden schwenkt und in Todtnauberg endet, fließt die Wiese weiter gen Südwesten, passiert Lörrach und mündet in Basel in den Oberrhein. Der Dichter Johann Peter Hebel setzte ihr ein literarisches Denkmal. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte der Schriftsteller, Theologe und Pädagoge in Hausen im Wiesental. Nachdem er 1799 von einer Reise in seine Wiesentäler Heimat nach Karlsruhe zurückgekehrt war, verarbeitete er seine große Sehnsucht in den 1803 veröffentlichten „Allemannischen Gedichten“. Einer der 32 Verse im Wiesentäler Dialekt personifiziert das Flüsschen als „des Feldbergs liebligi Tochter“ und beschreibt es von der Quelle bis zur Mündung. Auch Hebel scheint das tosende Wasser zu berauschen, zu entrücken: „und schwebe mini Gedanke“ fasst er sein Empfinden in Worte, die auf einer Texttafel an der Wiesenquelle geschrieben stehen. Mehrere solcher Tafeln mit Essenzen aus Hebels Gedichten gesellen sich als „Hebelwegle“ zur Wiese – Klänge für das innere Ohr. Ein Gegenpol zum Dröhnen von außen.
Den kompletten Text inklusive aller Fotos, der Tourenbeschreibung sowie der Tourenkarte zum sammeln und nachwandern erhalten Sie in Heft 2/2014 von wanderlust.

© Beate Wand