Kaufberatung Ferngläser: Mit Weitblick
Genussvoll in der Natur wandern und feine Details oder Tiere beobachten: kein Problem mit einem hochwertigen Fernglas. Wer das richtige sucht, sollte allerdings einige Punkte beachten.

Text: Steffen Potratz
Beim Jäger und auf See gehört es zur Standardausrüstung: das Fernglas. Aber auch immer mehr Wanderer und Outdoorer greifen mittlerweile zu den bei Fachleuten Binokulare genannten Vergrößerungsgläsern. Wer sich mit dem Fernglas in die Natur begeben will, sollte aber einige Dinge beachten, damit er bei seiner Pirsch auch „Volltreffer“ landen kann.
Die Beobachtungsgläser gibt es in vielen erdenklichen Ausführungen und Preislagen. Ganz brauchbare Anfänger-Ferngläser sind bereits zu einem kleinen Preis erhältlich. Je mehr man jedoch investiert, umso hochwertiger werden sie, zudem ist der Funktionsumfang bei teureren Modellen in der Regel höher.
Hilfreiche Details
Wer nur gelegentlich raus in die Natur geht, um Tiere und Pflanzen zu beobachten, ist mit einem einfachen Fernglas, dem sogenannten kompakten Binokular, gut bedient. Es liefert eine gute Sicht, ist kompakt und lässt sich dementsprechend gut im Rucksack verstauen. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich sein geringes Gewicht, das den Träger kaum belastet.
Auch für extreme Bedingungen
Wen es bei Wind und Wetter ins Gebirge oder den Wald zieht, der sollte bei der Wahl des richtigen Fernglases auch dessen Wettertauglichkeit berücksichtigen. Speziell für die Nutzung unter extremeren Bedingungen sind diese Modelle mit besonderen Merkmalen ausgerüstet. Sie haben beispielsweise gummierte Griffe. Sie sorgen für einen besseren Halt und fangen auch leichtere Stöße ab, garantieren aber keinen Schutz vor Wasser und Staub.
Besseren Schutz liefern in diesem Fall Modelle, die auch gegen Spritzwasser geschützt sind. Dann darf es ruhig einmal regnen, ohne dass es im Anschluss Probleme mit dem Fernglas gibt. Echte Profimodelle sind teilweise sogar bei Druckwasser geschützt: Eine Stickstoff-Befüllung sorgt dafür, dass auch bei extremen Bedingungen und unter starken Temperaturschwankungen kein Beschlagen im Inneren des Fernglases entsteht. Damit ist immer beste Sicht garantiert.
Die richtigen Werte
Einige moderne Gläser können mit weiteren, hilfreichen Details aufwarten: Entfernungsmesser per Laser für eine perfekte Distanzbestimmung auf bis zu 1.000 Meter, ein elektronischer oder mechanischer Kompass zur Richtungsbestimmung oder Linien und Skalen zur Abschätzung von Größen. Welche Details wirklich wichtig sind, kann jeder für sich selbst bestimmen.
Wichtig bei dem Kauf eines Fernglases sind die Kennwerte, an denen man sich leicht orientieren kann. Bei einem Fernglas mit der Kennzahl 7x50 bezeichnet der erste Wert die Vergrößerung und der zweite den Objektivdurchmesser. Für den universellen Gebrauch eignen sich in der Regel Ferngläser mit einem Vergößerungsfakor von 7, 8 oder 10. Vergrößerungen, die darüber hinausgehen, eignen sich vor allem für die Naturbeobachtung aus großer Entfernung. Ähnlich wie bei Kameraobjektiven wird es bei extremer Vergrößerung allerdings sehr schwer, ein scharfes Bild mit dem Fernglas zu erreichen.
Ruhe im Bild
Zu diesem Zweck gibt es auch Modelle mit Bildstabilisator. Dieser sorgt mechanisch oder elektronisch dafür, dass das Bild scharf gestellt wird und der Naturbeobachtung nichts im Weg steht. Alternativ bietet sich für Ferngläser ohne Stabilisator ein Stativ an, damit das Glas ruhig gehalten werden kann.
Der zweite Wert bezeichnet den Objektivdurchmesser. Gemeinsam mit der Vergrößerung lässt sich damit sehr schön die Austrittspupille berechnen. Das ist der Durchmesser des Lichtbündels, das aus dem Fernglas austritt. Teilt man den Durchmesser durch die Vergrößerung, ergibt dies den gesuchten Wert. Dieser sollte zur Benutzung am Tag zwischen zwei und vier liegen. Das menschliche Auge kann Austrittspupillen von zwei bis sieben Millimetern nutzen. Bei Menschen ab 50 Jahren nimmt dieser Wert in der Regel ab. Wer mit seinem „Feldstecher“ viel in der Dämmerung oder in etwas dunklerem Umfeld unterwegs ist, der sollte darauf achten, das der Wert der Austrittspupille recht groß ist, um dennoch ein gutes Bild zu erhalten. Ein weiterer Vorteil eines großen Wertes: Das Bild verwackelt nicht so schnell.
Die optimale Schärfe erreichen
Das beste Fernglas nutzt natürlich nichts, wenn das Bild unscharf ist. Zum Scharfstellen des Fernglases gibt es zwei Möglichkeiten. Vielen bekannt ist die Mittelbetrieb-Einstellung. Hier wird das Fernglas in der Mitte zwischen den beiden Okularen scharf gestellt. In der Regel ist in diesen Fällen zusätzlich das rechte Okular verstellbar. Das dient dem Dioptrien-Ausgleich und kann somit Sehstärkenunterschiede ausgleichen. Eine weitere Möglichkeit ist die Einzelokularverstellung. Wie der Name schon sagt, kann jedes einzelne Okular einzeln scharf gestellt werden.
Vor dem Erwerb sollte man testen, auf welche Entfernung sich das Fernglas scharf stellen lässt. Was nützt es dem Beobachter, wenn er kleine Tiere im näheren Umfeld beobachten will, das Fernglas aber für kurze Entfernungen gar nicht geeignet ist? Ferner ist es sinnvoll, auf das Sehfeld des Glases zu achten. Je größer es ist, umso einfacher ist es beispielsweise, fliegenden Vögeln mit dem Blick zu folgen oder Objekte in großer Entfernung zu fokussieren, die keinerlei weitere Anhaltspunkte oder Landschaftsmerkmale in ihrer Nähe haben, die die Orientierung erleichtern.
Ein Tipp für Brillenträger: Achten Sie darauf, dass das Fernglas auch für die Benutzung mit Ihrer Sehhilfe geeignet ist. Aufgrund des größeren Abstands müssen Brillenträger häufig eingeschränkte Sehfelder hinnehmen. Spezielle Brillen-Ferngläser sorgen dafür, dass das Sehfeld annähernd perfekt wiedergegeben wird.
Mit dem richtigen Fernglas kann man also nicht nur in unglaublicher Detailtreue die Natur beobachten. Wer möchte, kann auch Entfernungen messen oder sich die genaue Richtung anzeigen lassen. So liegt das Ferne ganz nah!