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Lesedauer 7 Min.

Wildes Lesbos

Sie ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und vom Massentourismus weitgehend verschont geblieben: ­Lesbos, die drittgrößte griechische Insel. Am besten lernt man die Facetten dieser Insel bei Wanderungen kennen. Unser Autor Wolfgang Stelljes hat sich auf den Weg gemacht und Spannendes erlebt.
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© Wolfgang Stelljes

Lesbos ist die drittgrößte griechische Insel nach Kreta und Euböa. Eine Insel mit rund 90 000 Einwohnern, jeder dritte lebt in Mytilini, der Inselhauptstadt. Als touristische Zentren gelten Petra und Mólivos, zwei Küstenorte im Norden, sowie Plomari im Süden, ein Zentrum der griechischen Ouzo-Produktion. Und doch ist Lesbos weit entfernt vom Massentourismus anderer Inseln. Nicht eine Bettenburg verunziert die Strände. Bis heute gilt Lesbos als „Insel für Individualisten“. Vor allem aber ist Lesbos bekannt für seine ­abwechslungsreiche Landschaft, die sich am besten wandernd entdecken lässt. Bei einigen Routen weist ein rotes Viereck den Weg, bei anderen braucht man gutes Kartenmaterial. Überhaupt ist es ratsam, nicht allein zu wandern. Besser noch, man hat einen kundigen Führer an seiner Seite. Unserer heißt Iannis. ­Zusammen mit seiner Familie betreibt er das Hotel „Votsala“ in Thermi, einem kleinen Ort an der Ost­küste. Iannis stellt jede Woche für seine Gäste ein Programm mit Wanderungen zusammen, je nach Saison und Wetterlage.

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Unbedingt sehenswert: Plomari, das Zentrum der griechischen Ouzo-Produktion.

© Wolfgang Stelljes

Die Spuren der Vergangenheit

Die Archäologie ist eine Leidenschaft von Iannis. Wer mag, entdeckt mit ihm zusammen das Archäologische Museum oder das antike Theater in Mytilini. Geradezu ein Heimspiel hat Iannis in Thermi. Der Ort ist bekannt für seine antiken Heilquellen. Schon 3000 vor Christus wurden hier die ersten Häuser aus in der Sonne getrockneten Lehmziegeln gebaut. 1928 stieß eine britische Archäologin auf ihre Reste. Mittlerweile wurde eine ganze Siedlung freigelegt, von der sich allerdings das Meer große Teile geholt hat. Und so entpuppt sich das, was auf den ersten Blick wie eine natürliche Steilküste aussieht, bei näherer Betrachtung als geschichtsträchtiges Menschenwerk. Hier finden sich die Spuren von gleich fünf vorgeschichtlichen Siedlungen. An einer langen Reihe kleiner Kieselsteine erkennt Iannis zum Beispiel einen ehemaligen Fußboden. Und ein größerer Stein am Ufer erweist sich als Mühlstein. Dass daneben auch ein paar Plastikflaschen liegen, kommentiert er lapidar: „Frühes 21. Jahrhundert.“

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Auf alten Eselspfaden, die seit Jahrhunderten Pilgern und Mönchen als Wege dienen, zu den Klöstern in der Inselmitte.

© Wolfgang Stelljes

Am Fuße des Ólympos

Kein Reiseführer, in dem nicht ein Abstecher nach Agiásos empfohlen wird. Der Wallfahrtsort ist vor ­allem ein Ziel für Pilger, weil sich in der Kirche eine Ikone der Jungfrau Maria befindet, der allerlei Wundertaten nachgesagt werden. Aber auch der Rest des Ortes mit seinen engen Gassen ist sehenswert. Außerdem ist Agiásos ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Das Dorf liegt am Nordhang des Ólympos, dem mit 967 Metern zweithöchsten Berg auf Lesbos (der höchste misst nur einen Meter mehr und liegt im Norden der Insel). Wer die kahle Kalksteinkappe des Ólympos erklimmen möchte, sollte dafür rund drei Stunden veranschlagen. Unterhalb des Gipfels wandert man im Schatten von Kiefern und Kastanien, ­wobei der Wald immer wieder den Blick freigibt auf den Golf von Gera, die Mytilini-Halbinsel und die türkische Küste.

 

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Das Bergdorf Agiassos

© Wolfgang Stelljes

Die Klöster in der Inselmitte

Eine Wanderung, die man möglichst im Frühling oder Herbst unternimmt. Es geht durch den größten Pinienwald der Insel, mal auf alten, steinigen Eselspfaden, mal auf gut befestigten, breiten Wegen. Die Route verbindet drei Klöster. Das erste ist Myrsiniotíssas mit seinem hübschen Innenhof. Hier sind Nonnen zu Hause. Mönche ­begegnen uns bei der zweiten Station, dem rund eine Stunde entfernten Kloster Limónos. Es ist das größte und bedeutendste Kloster der Insel, umgeben von zahlreichen kleinen Kapellen. 365 sollten es werden, gespendet von Gläubigen, so wollte es einst der Abt – ein Vorhaben, das aus Sorge um das Landschaftsbild gestoppt wurde. Für das Kloster oder auch nur einen Kaffee sollte man sich hier etwas Zeit nehmen. Auf dem Weg zum dritten Kloster, Metochi, säumen Felsen den Weg, teils groß wie ein Haus. Und der Blick geht weit ins Land: Vor uns liegen eine fruchtbare Ebene und der Golf von Kalloni.

 

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Weggefährten auf der Klosterwanderung. 

© Wolfgang Stelljes

Die Steinwüste im Westen

Bekanntestes Ziel im Westen der Insel ist der versteinerte Wald, in Reiseführern gepriesen als „eine der größten Natursehenswürdigkeiten Europas“. Es braucht ein gehöriges Maß an Fantasie, um sich vorzustellen, dass diese karge Gegend vor knapp 20 Millionen Jahren ein tropischer Wald war, durch den Mammuts, Waldelefanten und andere Rüsseltiere streiften. Nach Vulkanausbrüchen legte sich Asche über die Landschaft und verdichtete sich mit Wasser zu einer schützenden Schicht. Das, was ­Archäologen nun nach und nach wieder ans Tageslicht befördern, ist das Ergebnis eines langsamen chemischen Prozesses. Versteinerte Bäume findet man vor allem in der Region zwischen den Dörfern Eressos, Antissa und Sigri. Allerdings sollte man hier längere Wanderungen in den Sommermonaten tunlichst vermeiden, denn Schatten ist rar. Einige beeindruckende Stämme sieht man schon an der Straße nach Sigri und dort auch im Außenbereich des Museums für die Naturgeschichte des Versteinerten Waldes von Lesbos. Das weltweit größte noch stehende Exemplar befindet sich im Plaka Park ein paar Hundert Meter vom Museum entfernt. Sein Stamm hat einen Durchmesser von 3,70 Metern.

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Iannis schneidet ­Ladotyri, einen köstlichen Hartkäse.

© Wolfgang Stelljes

Im Schatten der Olivenbäume

Lesbos ist übersät mit Olivenbäumen, elf Millionen sollen es sein. Der Handel mit Oliven und Olivenöl hat die Insel einst reich gemacht, davon zeugen prachtvolle Villen im Süden der Inselhauptstadt. Geerntet wird ab Oktober. Die ersten Oliven fallen freiwillig vom Baum, alle anderen werden losgeschlagen oder ausgekämmt. Was mit den reifen Früchten passiert, kann man sich nach vorheriger Anmeldung zum Beispiel in der Olivenpresse von Michael Tzortzis ansehen. Sie liegt nördlich des Dorfes Komi. Der Chef hat auch nichts dagegen, dass wir zu einer Wanderung durch seine Olivenhaine starten. Den Weg säumen Hunderte von knorrigen Gewächsen, außerdem Oregano, Thymian und immer wieder auch Veilchen, die die meisten von uns wohl nur aus dem Blumenladen oder Baumarkt, aber nicht in natura kennen. Unsere Tour endet in einem Kafenion in Pigi, einem kleinen Dorf, das auf einem Hügel thront. Hier serviert die Besitzerin einen Ouzo. Dann wird aufgetragen, der Tisch füllt sich mit Auberginen, Bohnen, Hackbällchen, Tsatsiki, Schafskäse, Salat und, und, und. Alles wird geteilt, erst das Essen, dann die Rechnung. So halten es die Griechen, sagt Iannis.

 

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Auf einem Pfad bei Agiásos, dem Wallfahrtsort am Fuße des Ólympos.

© Wolfgang Stelljes

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Tériade

Die für Kunstfreunde wichtigsten Orte auf ­Lesbos liegen fast ein wenig versteckt rund vier Kilometer südlich von Mytilini. Eine Galerie ­widmet sich hier dem verlegerischen Wirken von Strátis Eleftheriádis, bekannter als Tériade. Seine Eltern schickten ihn zum Studium nach Paris, wo er Kunstkritiker wurde und sich mit den Großen des Kunstbetriebs anfreundete, mit Henri Matisse, Marc Chagall, Georges Braque, Joan Miró und Pablo Picasso. Sein Ziel: Die Werke dieser Künstler mit Büchern den Menschen näherbringen, auch den weniger vermögenden.

Gleich daneben präsentiert ein Museum das Werk von Theóphilos, dem Sohn eines Schusters, der sich allen Schmähungen zum Trotz der Malerei zuwandte und – für eine warme Mahlzeit oder ein Glas Wein – ganze Wände in Cafés verzierte, auf denen er naiv anmutende Episoden aus der griechischen Geschichte festhielt, wie in einem Comic. Oder Geschichten aus dem Alltagsleben erzählte, zum Beispiel vom Brot­backen. 1930, bei einem Besuch auf Lesbos, entdeckte Tériade die Arbeiten von Theóphilos. Er besorgte ihm Leinwände und organisierte eine Ausstellung im Louvre. Doch Theóphilos starb, bevor er richtig berühmt wurde. 

VOTSALA

Ein Frühstück mit freiem Blick auf die oft un­verschämt blaue Ägäis und die türkische Küste? Leckereien aus der griechischen Küche? Gemeinsam kochen und wandern? All das ist ­möglich im „Votsala“, dem etwas anderen Hotel auf der Insel Lesbos. Das liegt vor allem an ­Iannis und seiner Frau Daphne – er ist bestens vertraut mit der Natur und Geschichte der Insel, sie eine begnadete Köchin, die ihre Rezepte bereits in einem Kochbuch versammelt hat. Beide zusammen sind so etwas wie die personifizierte griechische Gastfreundschaft. Buchbar unter:

vamos-reisen.de

 

 

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