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Leichte Wanderschuhe

Nicht immer müssen Schuhe sich beim Wandern Felsgraten, Wiesenhängen, Geröllfeldern oder Schlammpisten stellen. Manchmal sind es so simple „Gegner“ wie Regen, Tau oder nasses Laub – gerade in Frühling und Herbst.
Wanderer mit blauen Wanderschuhen auf tritt auf einen Stein. Wasser spritz auf.
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Sartori

Ist es nicht paradox: Zu einer Jahreszeit, die mit viel Niederschlag, haufenweise Laub am Boden und Schmuddelwetter glänzt, testen wir besonders leichte Schuhe? Das ist es nur auf den ersten Blick. Denn viele Wanderer machen gerade bei solchen äußerlich weniger attraktiven Bedingungen ihre ersten große Touren, besteigen Gipfel, entdecken neue Trails oder wagen sich von den Wegen weg.

Unser gemäßigter Winter sowie die anschließenden Übergangszeiten vom Herbst und zum Frühling hin sind für die meisten zwar eine Zeit der „kleinen Schritte“, aber zum Stubenhocker will man ja auch nicht werden. Man denke besonders an Hundebesitzer, leidenschaftliche Spaziergänger und alle, die sich durch den regelmäßigen Marsch fit für größere Projekte im Frühling oder Sommer halten. Für solche Situationen gibt es passende Wanderschuhe. Bequeme und leichte Schuhe oder halbhohe Stiefel, die sich mit wenig Widerstand und umso mehr Spaß bewegen lassen und – und darum ging es uns in diesem Test speziell – die das Sauwetter von den Socken fernhalten.

18-mal Wanderschuhe mit Membrane

Als wir speziell wasserfeste Modelle angefragt haben, hatten wir tatsächlich mit etwas mehr technischen Lösungen gerechnet. Aber alle eingesandten Wanderschuhe halten die Füße mittels einlaminierter Membrane trocken, und offenbar hat sich hier Spezialist Gore Tex als Lieferant markenübergreifend durchgesetzt. Vielleicht hätte es uns deshalb auch weniger überraschen sollen, dass alle Modelle den „Tauchtest“ ohne Einschränkungen bestanden haben, bei dem die Schuhe mittels einer Konstruktion über einen längeren Zeitraum von Wasser umspült wurden.

Unterschiede gab es hier nur in der jeweiligen Höhe des möglichen Wasserspiegels zu verzeichnen und in der Wasseraufnahme des Außenmaterials, z.B. in den Poren von Mesh, in Leder selbst oder, wie es unter anderem bei Black Diamond und Meindl der Fall war, in den Schnürsenkeln. Das betraf dann aber nicht die Füße selbst, sondern eher das Gewicht der Schuhe samt Feuchtigkeit oder dass sich Schnüre nur mehr mit nassen Fingern verknoten ließen.

Was muss ein leichter Wanderschuh können?

Wie begründen sich dann aber Preisunterschiede von rund 100 Euro, wenn Konstruktion und Funktion ähnlich gut sind? Nun, neben der Dichtigkeit eines neuen Schuhs geht es parallel auch um die Fragen:

  • Wie gut lässt das wasserdichte Material Dampf von innen nach außen?
  • Wie gut ist das Laminat mit der Membrane in den Schuh integriert und verarbeitet?
  • Wie robust ist das Laminat selbst, von Tag eins bis zum Abdanken des Schuhs?

Im Gegensatz zu einer DWR-Ausstattung mittels Imprägnierung zum Beispiel nutzt sich eine Membrane selbst nicht ab, wie uns Entwicklungsleiter Michael Schüppel von Lowa erklärt, sie hält also theoretisch ewig.

Leichter Treckingschuh von Scarpa in grau vor einem Wasserfall.
© Scarpa Trecking

Langlebige Wanderschuhe

Harter Kontakt, Reibung und auch häufiges Geknickt- oder Gefaltetwerden lässt sie aber mürbe werden. Besonders transparent stellt das Decathlon bei seinen Modellen dar, sie kategorisieren ihre Schuhe danach, bis zu wie vielen Bewegungszyklen sie garantiert dicht sind. Wertigere, weil meist mehrlagigere Laminate vertragen hier deutlich mehr, was sich wiederum am Preis bemerkbar machen kann, oder die zarte Haut wird mit weiteren Textilien oder gar Leder geschützt, das kann aber zulasten der Atmungsaktivität gehen.

Ist Leder, wenn auch nur anteilig, mit im Spiel, ändert das den Pflegebedarf des Schuhs. Feuchtes oder nasses Leder kann ohne Pflege oder bei falscher Trocknung rau und rissig werden, das kann wiederum die darunterliegende Membrane beschädigen, mahnt Schüppel vorsorglich.

Materialmix im Wanderschuh

Trotz mehr Pflegeaufwand kann Leder aber entscheidende Vorteile bringen. Obwohl kein Schuh im Test mehr als rund 600 Gramm wiegt, sind manche dank Leder so zugstabil, dass sie auch in härterem Gelände getragen werden können. Diese Zugsteifigkeit erreicht hier kein Synthetikmaterial. Viele Modelle gibt es genau deshalb als schnellsttrocknenden und leichten Kunststoffschuh oder als mittelgebirgstaugliches und spürbar haltbareres Pendant mit gewissem Lederanteil, wie uns Manager Rossato erklärt.

Neben den Formen der Leisten und Oberschuhe war das deshalb auch ein Hauptunterscheidungsmerkmal in unserem Test, wenn schon alle mit Wasser gut klarkamen. Die Testmodelle hatten vorm Dichtigkeitstest jeweils etwa 30.000 Schritte auf waldigen Trails hinter sich, da ließ sich noch keine endgültige Aussage über die Haltbarkeit der Membrankonstruktion treffen, aber schon gut erahnen.

Im Artikel "Leichte Schuhe im Test" stellen wir dir ausgewählte Modelle vor.

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