Der Duft des Frühlings
Wer nach einem langen Winter das erste Mal raus in die Natur zum Wandern geht, der kann es förmlich riechen – der Frühling kommt. Blühende Obstbäume verströmen ihr süßes Aroma, und es duftet nach Gras. Die Nase kommt gar nicht mehr zur Ruhe und saugt förmlich jeden Geruch ein.
Text: Sebastian Appianing
Jeder Mensch hat seinen eigenen Frühlingsduft. Für Giovanni Maria Farina roch er zum Beispiel nach Bergamotte, Zitrone, Berg-Narzisse und Veilchen. 1709 kreierte er aus diesen Zutaten sein berühmtes Eau de Cologne. Der Duft erinnerte ihn an einen italienischen Frühlingsmorgen nach dem Regen. Dabei riecht der Duft des Frühlings für jeden Menschen anders – und wird oft schon in der Kindheit geprägt. Wer als Kind wandern war und den Geruch von Gras, Waldboden und Schneeglöckchen gerochen hat, assoziiert damit auch als Erwachsener Frühling. Hat die Mutter im Frühjahr vielleicht mit einem nach Zitrone riechenden Mittel den Haushalt geputzt, erinnert man sich an diesen Geruch – und wird unwillkürlich an den Frühling denken, sobald man das Putzmittel riecht.
Duftende Vergangenheit
Das Gehirn des Menschen verknüpft Gerüche mit Erinnerungen. So nimmt kaum jemand den wahrhaft ersten Frühlingsduft wahr. Dieser entsteht, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf den nassen Waldboden treffen, auf dem sich meist verrottende Blätter und Moose befinden. Es riecht dann leider überhaupt nicht angenehm, sondern eher faulig. Das hält viele Wanderfreunde jedoch nicht davon ab, die ersten Ausflüge zu unternehmen – durch blühende Obsthaine, vorbei an Schneeglöckchen und Krokussen, die sich durch den letzten Schnee kämpfen und den Frühling einläuten oder vorbei an ein paar exotische Orchideen. Es gibt viel zu sehen, zu entdecken und zu riechen.
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